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24.03.2025Celine Schumacher

Amazonas-Regenwald für den Bau einer Straße abgeholzt – ein Widerspruch zum Klimagipfel?

Der Amazonas-Regenwald, das grüne Herz unseres Planeten, ist entscheidend für den globalen Klimaschutz.[1] Der Amazonas-Regenwald speichert etwa 123 Milliarden Tonnen Kohlenstoff, dessen Freisetzung katastrophale Folgen für das Weltklima hätte. Durch die fortschreitende Abholzung verliert das Ökosystem an Widerstandsfähigkeit, was zu einer Störung des Wasserkreislaufs und häufigeren, intensiveren Dürren führt. Diese Dürren verwandeln den Regenwald von einer Kohlenstoffsenke in eine Kohlenstoffquelle, was den Klimawandel weiter beschleunigt.[2] Während eindeutige Fakten gegen die Rodung des Regenwaldes sprechen, sorgt die Planung für den Bau einer vierspurigen Autobahn im brasilianischen Amazonasgebiet für große Empörung.[3] Diese Straße wird gebaut, um die Stadt Belém für den kommenden Klimagipfel COP30 vorzubereiten,[4] doch steht dieses Projekt nicht im Widerspruch zu den Klimazielen, die auf dem Gipfel behandelt werden sollen?

Der Bau der „Avenida Liberdade“

Für den COP30-Klimagipfel, der im November in Belém stattfinden wird, lässt die Regierung eine neue Autobahn bauen, die durch geschützten Regenwald führt. Offiziellen Angaben zufolge soll die Straße den Verkehr in die Stadt entlasten und die Anreise für die erwarteten 50.000 Teilnehmenden erleichtern.[5] Als Teil des Projekts wird auch die Flughafenkapazität von Belém erweitert, neue Hotels entstehen, und das Stadtbild soll modernisiert werden. Bereits 2012 wurde der Bau angepriesen, wurde jedoch aufgrund von Umweltbedenken immer wieder auf Eis gelegt. Das Projekt wird von der Regierung als „nachhaltig“ bezeichnet[6] – doch die Auswirkungen auf die Umwelt und die Menschen vor Ort sind alles andere als nachhaltig.

Zerstörung des Regenwaldes und die Auswirkungen auf die Umwelt

Der Bau der „Avenida Liberdade“ verläuft durch mehr als 13 Kilometer Amazonas-Regenwald. Laut Berichten von „BBC“ und „Tagesspiegel“ hat der Bau bereits zu massiven Abholzungen geführt. Viele Bäume, die früher den Lebensraum von Tieren und den Lebensunterhalt von Anwohnern wie Claudio Verequete, einem Açaí-Bauern, sicherten, wurden gefällt. Verequete klagt, dass alles zerstört wurde und seine Einkommensquelle verloren ging. Er sagt, dass die Ernte bereits abgeerntet wurde und sie nun kein Einkommen mehr haben, um ihre Familie zu unterstützen. Der Bau der Autobahn mache das Gebiet für Unternehmen besser zugänglich und könnte langfristig zu noch mehr Abholzung führen.[7]

Wissenschaftler*innen und Umweltschützer*innen befürchten, dass die Straße nicht nur das Ökosystem des Regenwaldes gefährdet, sondern auch die Bewegungsfreiheit der Tiere stark einschränkt. Prof. Silvia Sardinha, eine Tierärztin und Forscherin, warnt, dass der Verlust von Lebensräumen für Wildtiere und die Fragmentierung des Regenwaldes die biologische Vielfalt erheblich schädigen könnten. Der Bau der Straße stellt ein großes Risiko für die natürliche Verbindung von Waldgebieten dar, was die Tiere in ihrer Fortbewegung und Fortpflanzung beeinträchtigen wird.[8]

Widerspruch zu den Klimazielen des Gipfels

Die brasilianische Regierung sieht im Klimagipfel COP30 eine historische Gelegenheit, der Welt zu zeigen, wie sie den Amazonas schützt. Präsident Luiz Inácio Lula da Silva erklärte, dass die Konferenz eine Plattform biete, um den Amazonas und die Maßnahmen zum Schutz dieses Gebiets ins Rampenlicht zu stellen. Doch diese Absicht steht im Widerspruch zu den Fakten: Während in Belém über den Schutz des Amazonas diskutiert werden soll, wird gleichzeitig ein Straßenprojekt vorangetrieben, das das Gebiet weiter gefährdet.[9]

Einheimische und Umweltschützer*innen stellen infrage, wie „nachhaltig“ das Projekt wirklich ist. Die Straße führt durch ein Naturschutzgebiet und die Abholzung von Bäumen steht im direkten Gegensatz zu den Zielen des Klimagipfels. Die Verantwortung für den Schutz des Amazonas scheint mit dem Straßenbau leichtfertig auf der Strecke geblieben zu sein.[10]

Ein Dilemma für die Anwohner und die Umweltpolitik

Während einige Geschäftsinhaber*in in Belém den Ausbau der Infrastruktur begrüßen und auf wirtschaftliche Vorteile hoffen, sind die Anwohner*in und Umweltschützer*in zunehmend besorgt. Die Regierung verspricht, dass das Projekt in die lokale Entwicklung investiert, doch für viele der Betroffenen sind die ökologischen und sozialen Schäden nicht zu übersehen. Claudio Verequete erklärt, dass es für diejenigen, die am Straßenrand leben, keine Vorteile geben werde. Es werde Vorteile für die Lastwagen geben, die durchfahren. Wenn jemand krank wird und ins Zentrum von Belém muss, werde man es nicht nutzen können.[11]

Schlussfolgerung: Nachhaltigkeit im Konflikt

Abschließend stellen wir uns die Frage, wie ernst es die brasilianische Regierung mit dem Schutz des Amazonas und der Förderung nachhaltiger Entwicklung meint, wenn gleichzeitig Projekte wie die „Avenida Liberdade“ vorangetrieben werden, die den Regenwald zerstören. Der Klimagipfel COP30 könnte eine Gelegenheit sein, den Amazonas und seine Bedeutung für den globalen Klimaschutz zu unterstreichen. Doch die Abholzung für den Straßenbau wirft einen Schatten auf dieses ambitionierte Ziel. Wie können wir den Amazonas schützen, wenn wir ihn gleichzeitig zerstören, um eine Infrastruktur für ein Klimatreffen zu schaffen?


[1] https://www.regenwald-schuetzen.org/regenwald-wissen/faszination-regenwald/amazonas-regenwald#:~:text=Der%20Amazonas%2DRegenwald%20spielt%20eine,einen%20unaufhaltsamen%20globalen%20Klimakollaps%20ausl%C3%B6sen

[2] https://www.regenwald-schuetzen.org/regenwald-wissen/faszination-regenwald/amazonas-regenwald#:~:text=Der%20Amazonas%2DRegenwald%20spielt%20eine,einen%20unaufhaltsamen%20globalen%20Klimakollaps%20ausl%C3%B6sen

[3] https://www.bbc.com/news/articles/c9vy191rgn1o

[4] https://www.bbc.com/news/articles/c9vy191rgn1o

[5] https://www.bbc.com/news/articles/c9vy191rgn1o

[6] https://www.tagesspiegel.de/internationales/regierung-spricht-von-nachhaltigem-projekt-brasilien-baut-fur-nachsten-klimagipfel-vierspurige-autobahn-durch-regenwaldgebiet-13352647.html

[7] https://www.bbc.com/news/articles/c9vy191rgn1o

[8] https://www.bbc.com/news/articles/c9vy191rgn1o

[9] https://www.bbc.com/news/articles/c9vy191rgn1o

[10] https://www.bbc.com/news/articles/c9vy191rgn1o

[11] https://www.bbc.com/news/articles/c9vy191rgn1o

Celine Schumacher

Projektteam PRIO1 - Das Klima-Netzwerk

Celine ist Werkstudentin im Projektteam von PRIO1. Aktuell studiert sie Wirtschaftspsychologie im zweiten Semester. Für das Studium ist sie aus Hannover nach Mannheim gezogen und möchte nun nicht nur privat, sondern auch beruflich neue Herausforderungen antreten, welche vor allem der Klimakrise entgegenwirken. Als gelernte Kauffrau im eCommerce erkannte sie schnell die Wirtschaftlichen Tücken und den schlechten Einfluss auf unsere Umwelt, weshalb ihr eine gute Aufklärung im Bereich des Klimawandels sehr am Herzen liegen.

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