Radverkehr als Verkehrsmittel Nr.1 – Das kann man studieren!
Vollgestopfte Innenstädte – wir kennen sie doch alle. Unser Verkehr ist für fast 30% der gesamten CO2-Emissionen der EU verantwortlich, davon entfallen ca. 72% auf den Straßenverkehr.1 Bis 2030 muss deshalb dringend ein klimaschonender Verkehr her. Um die Klimaziele erreichen zu können müssen die deutschen Emissionen im Verkehrssektor um die Hälfte im Vergleich zu 1990 sinken. Eine große Aufgabe, wenn man sich die Infrastruktur unserer Städte und die Verkehrsmöglichkeiten auf dem Land ansieht. Ein unumstrittener und auch von unserem Themenlabor Mobilität als notwendig erachteter Punkt ist die Förderung des Radverkehrs. Wie diese aussieht und wer die Zukunft des deutschen Radverkehrs sein könnte, erfahrt ihr in diesem Post.
Maßnahmen zur Stärkung des Radverkehrs
Um das Ziel, bis 2030 65 Millionen Tonnen CO2 im Verkehrssektor einzusparen, hat die Bundesregierung verschiedene Maßnahmen aufgesetzt. Dazu zählt beispielsweise die Förderung des Umstiegs auf E-Mobilität, der Ausbau der Ladeinfrastruktur, Investitionen in die Bahn und den ÖPNV sowie die finanzielle Stärkung des Radverkehrs. Bis 2030 soll der Radverkehr deutlich gestärkt werden. Dafür möchte die Bundesregierung nun deutlich mehr Geld bereitstellen, zusätzlich sollen 900 Millionen Euro in den Ausbau der Radverkehrinfrastruktur fließen.2 Die Gelder werden damit für den Bau flächendeckender Radwegenetze mit Radparkplätzen an ÖPNV-Knotenpunkten und Lademöglichkeiten für E-Bikes genutzt.3 Neben finanziellen Maßnahmen sorgt die Bundesregierung durch gesetzliche Regelungen, die seit April 2020 mit der Straßenverkehrsordnungs-Novelle in Kraft getreten sind, für verbesserte Rahmenbedingungen für Radfahrer*innen. Alle Maßnahmen und Ziele zur Förderung des klimafreundlichen Radverkehrs sind im nationalen Radverkehrsplan 3.0 (NRVP) festgehalten. Dieser wurde im April 2021 neu aufgesetzt und nennt beispielsweise lückenlosen Radverkehr in Deutschland, Deutschland als Fahrradpendlerland und die Eroberung des Radverkehrs in Stadt und Land als oberste Leitziele.4
Den ganzen NRVP findet ihr hier.
Zukunft des Radverkehrs?
Wie sieht die Zukunft des Radverkehrs denn wirklich aus? Wer sorgt dafür, dass unsere Radwegenetze sinnvoll und umfassend geplant und ausgebaut werden? Diese Fragen stellen sich mittlerweile viele Studierende an verschiedenen Universitäten und Hochschulen in Deutschland. Radverkehr ist nämlich ein Studiengang. Im März 2020 wurde Radverkehr zum Uni-Fach, in Berlin übergab der damalige Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur Andreas Scheuer einen Zukunftsscheck an 7 Hochschulen für die Stiftungsprofessuren Radverkehr. „Konkret geht es darum, den Radverkehr in Forschung und Lehre zu verankern – von der Infrastrukturplanung über Mobilitätsmanagement bis zur fahrradfreundlichen Gesetzgebung“ schrieb das Ministerium selbst zu dieser Maßnahme.6 Mit 11,6 Millionen Euro fördert das Bundesministerium damit erstmals die Radverkehrs-Professuren. Teile der Förderung erhalten 7 verschiedenen Hochschulen in fünf Bundesländern. Dazu gehören die Universität Wuppertal, die Frankfurt University of Applied Sciences, die Hochschule RheinMain Wiesbaden, die Ostfalia Hochschule Wolfenbüttel, die Technische Hochschule Wildau, die Universität Kassel sowie die Hochschule Technik und Wirtschaft Karlsruhe. Weitere 26 Hochschulen haben bereits ihr Interesse an einer Einrichtung der Radverkehr-Professur bekundet.6
Wie sieht so ein Studium aus?
Das Studium ist natürlich nicht an jeder Hochschule bzw. Universität gleich aufgebaut. Zunächst wurde an den sieben Hochschulen ein Masterstudiengang eingerichtet, den vorherigen Bachelor kann man beispielsweise in Bauingenieurwesen, Umweltingenieurwesen oder Verkehrssystemmanagement abschließen. In Karlsruhe ist der Studiengang stark auf die Planung des Radverkehrs ausgerichtet. Dazu zählen Aspekte wie Innovationen im Radverkehr, Radverkehrsförderung, die Entwicklung von Radverkehrsplänen und die Einbindung des Radverkehrs in das Gesamtsystem Mobilität. Außerdem erhält man durch das Studium Grundlagenwissen in Bauwesen, Maschinenbau und Mechatronik sowie Informations- und Medienmanagement. Zusätzlich sollen Studierende bereits während des Studiums die Möglichkeit bekommen, direkt auf den Radverkehr einzuwirken, weshalb Projekte in enger Zusammenarbeit mit Akteuren aus Verwaltung, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft entstehen.7 Das Studium ist also viel umfangreicher, als man auf den ersten Blick vielleicht denkt. Aber was kann man damit überhaupt später anfangen?
Die Berufsaussichten für Absolvent*innen im Studiengang Radverkehr bzw. Verkehrsmanagement, wie es an der Hochschule Karlsruhe offizielle heißt, sind laut Professorin Angela Francke vielseitig. Unter anderem gebe es Einsatzmöglichkeiten in Betrieben und Unternehmen beispielweise als Mobilitätsmanager*in. Einen großen Einsatzbereich bieten natürlich Kommunen und Verwaltung, um tatsächlich in die Radverkehrsplanung eingebunden zu sein. Laut Francke ist es wichtig, dass Absolvent*innen dieses neuen Studiengangs zukünftig an den Schnittstellen von Verwaltung, Planung, Bau und anderen Verkehrsmitteln sitzen, denn sie sind die zukünftigen Expert*innen in Sachen Radverkehr und klimafreundliche Mobilität.8
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(1) https://www.europarl.europa.eu/news/de/headlines/society/20190313STO31218/co2-emissionen-von-autos-zahlen-und-fakten-infografik
(2) https://www.bundesregierung.de/breg-de/themen/klimaschutz/klimaschonender-verkehr-1794672
(3) https://www.bundesregierung.de/breg-de/themen/buerokratieabbau/sofortprogramm-klimaschutz-1934852
(4) https://www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Artikel/StV/Radverkehr/nationaler-radverkehrsplan-3-0.html
(5) https://www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Anlage/StV/nationaler-radverkehrsplan-3-0.pdf?__blob=publicationFile
(6) https://www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Artikel/StV/Radverkehr/radverkehr-wird-unifach.html
(7) https://www.h-ka.de/vsm-m/profil
(8) https://www.swr.de/wissen/hochschule-karlsruhe-stiftungsprofessur-radverkehr-100.html