Digitalisierung und Klimaschutz: Freund oder Feind?
Wir alle streamen Serien, schicken täglich dutzende Nachrichten oder speichern Fotos in der Cloud und oft merken wir gar nicht, wie viel Energie das tatsächlich kostet. Laut ZDFheute macht die digitale Welt inzwischen mindestens rund vier Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen aus – dabei ist der CO2-Ausstoß doppelt so hoch wie der gesamte Flugverkehr. Besonders Streaming, Rechenzentren und Kryptowährungen verbrauchen viel Energie. Eine Stunde Netflix verursacht so viel CO2 wie ein Kilometer Autofahrt mit einem Kleinwagen.[1]
Digitalisierung als Klimaretter
Doch die gleiche Technologie, die so viel Energie verbraucht, kann auch helfen Emissionen massiv einzusparen. Die Bitkom-Studie von 2024 zeigt: Mit digitaler Unterstützung ließen sich in Deutschland bis 2030 43 bis 80 Millionen Tonnen CO2 vermeiden. Vor allem in den Bereichen Energie, Gebäude und Landwirtschaft steckt enormes Potenzial. Und das Beste: Selbst wenn man den Energieverbrauch der Digitalisierung selbst mit einrechnet, bleibt der Nutzen deutlich größer.[2]
Mehr Nachhaltigkeit durch smarte Ideen
Das Umweltbundesamt schaut noch breiter auf die Chancen: die Digitalisierung ermöglicht durch Einsatz von intelligenter Steuerung, sogenannten Smart Grids, eine Gewährleistung der Netzstabilität und Versorgungssicherheit vor Vermeidung von Überlastung. Außerdem können sie den Energiekonsum vor Ort steuern. So können die Geräte je nach Stromangebot oder Netzauslastung ein- oder ausgeschalten werden. Die Digitalisierung kann neue innovative Geschäftsmodelle im Strommarkt etablieren – ebenso kann diese noch mehr Flexibilität der Strompreisschwankungen an Kund*innen weitergeben.[3]
Vorsicht vor den Schattenseiten
So rosig klingt es natürlich nicht immer. Denn gleichzeitig wächst der Energiebedarf digitaler Technologien rasant. ZDFheute berichtet, dass sich der Stromverbrauch von Rechenzentren weltweit alle fünf Jahre verdoppelt. Sowie das Umweltbundesamt vor sogenannten Rebound-Effekten warnt. Wenn Technik effizienter wird, nutzen wie sie oft einfach noch mehr und am Ende ist der Vorteil dahin. Das heißt: Digitalisierung muss gezielt und bewusst gestaltet werden, sonst kippt die Bilanz schnell ins Negative.
Zudem erfordert die Digitalisierung den verstärkten Einsatz von elektronischen Bauteilen. Der Abbau von diesen Ressourcen, vor allem von Seltenerdoxiden haben negative Auswirkungen auf Mensch, Tier und Vegetationen, da diese oft mit Grundwasserkontamination verbunden ist.[4]
Gestaltung statt Zufall
Laut Bitkom-Studie könnte eine beschleunigte Digitalisierung das Einsparpotenzial fast um die Hälfte erhöhen, wenn Politik und Wirtschaft die richtigen Weichen stellen. Dazu gehören etwa klimafreundliche Rechenzentren, ein stärkerer Ausbau erneuerbarer Energien und Förderungen für smarte Technologien.[5] Das Umweltbundesamt betont außerdem, wie wichtig Transparenz und Monitoring sind. Nur wenn wir genau wissen, wo wie viel CO2 eingespart wird, können wir Fortschritte messen und nachsteuern.[6]
Fazit: Unser digitales Klima-Gleichgewicht
Digitalisierung ist also weder reiner Klimaretter noch ein reiner Klimakiller. Es ist beides und es hängt von uns ab, wie wir sie nutzen. Klar ist, dass ohne digitale Technologien wird es kaum gelingen, die Klimaziele zu erreichen. Aber nur wenn wir die Risiken ernst nehmen, bewusst handeln und klare Regeln schaffen, kann aus Digitalisierung ein echter Motor für Nachhaltigkeit werden.
[1] https://www.zdfheute.de/politik/deutschland/klimawandel-digitalisierung-energieverbrauch-co2-einsparungen-100.html
[2] https://www.bitkom.org/sites/main/files/2024-02/bitkom-studie-klimaeffekte-der-digitalisierung-2.pdf
[3] https://www.umweltbundesamt.at/digitalisierung/energie-intelligent-managen
[4] https://www.umweltbundesamt.at/ueberblick/chance-digitalisierung/digitale-umweltnachteile
[5] https://www.bitkom.org/sites/main/files/2024-02/bitkom-studie-klimaeffekte-der-digitalisierung-2.pdf
[6] https://www.umweltbundesamt.at/digitalisierung