
Drift durchs Eis – Die Expedition der Polarstern und was sie uns über den Klimawandel verrät
Monatelange Dunkelheit, Temperaturen unter -30° C und eine endlose Landschaft aus Eis – so sah der Alltag an Bord der Polarstern aus. Die internationale MOSAiC-Expedition ist die größte Arktisexpedition aller Zeiten[1] und brachte über 300 Wissenschaftler*innen mitten ins Herz der Arktis. Ihr Ziel: den Klimawandel dort verstehen, wo er am deutlichsten sichtbar wird.
Ein Jahr im Eis
MOSAiC steht für Multidisciplinary drifting Observatory for the Study of Arctic Climate
(Multidisziplinäres Driftobservatorium zur Untersuchung des Arktisklimas).
Von September 2019 bis Oktober 2020 ließ sich der deutsche Forschungseisbrecher Polarstern im arktischen Eis einfrieren – um ein Jahr lang mit der Drift des Meereises zu treiben.
Über 600 Personen aus 20 Nationen waren beteiligt, unterstützt von rund 80 Instituten weltweit.[2] Ihr gemeinsames Ziel: die komplexen Wechselwirkungen zwischen Atmosphäre, Eis und Ozean zu erfassen – Grundlagenwissen, das für Klimamodelle entscheidend ist. Nie zuvor wurde die zentrale Arktis über einen ganzen Jahreszyklus so intensiv untersucht.
Reise ins Unbekannte
Die Polarstern startete in Tromsø (Norwegen) und ließ sich nahe des 85. Breitengrads einfrieren[3] – mitten im arktischen Winter. Mit der Eisdrift trieb sie über 3.400 Kilometer[4] durchs Nordpolarmeer.
Die Crew musste sich extremen Herausforderungen stellen: Temperaturen bis -42,3 °C[5], Gefahren durch plötzlich auftretende Risse im Eis, neugierige Eisbären und logistische Hürden durch die Corona-Pandemie. Die Versorgung erfolgte über Eisbrecher, Helikopter und Flugzeuge – oft unter gefährlichen Bedingungen.[6] Trotzdem blieb die Mission erfolgreich – dank internationaler Zusammenarbeit, akribischer Vorbereitung und enormer Teamleistung.
Von der Fram zur Polarstern
Die Idee zu dieser Art von Expedition war übrigens gar nicht neu. Schon Fridtjof Nansen ließ sich 1893 mit seinem Schiff Fram im Eis einschließen, um die arktische Drift zu erforschen.[7] Über ein Jahrhundert später wurde seine Vision wieder aufgegriffen – diesmal mit modernster Technik und einem klaren Ziel: Klimaschutz durch Wissen.
Während der Expedition sammelten Forschende Millionen von Messdaten über Temperaturen, Meereisdicke, Wind, Ozeanströmungen und den CO₂-Austausch zwischen Ozean und Atmosphäre. Die Auswertungen belegen: Die Arktis verändert sich rasant. Das Meereis war während der Expedition deutlich dünner und instabiler als in früheren Jahrzehnten.
Wissen, das zum Handeln aufruft
Die MOSAiC-Daten liefern eine wichtige Grundlage, um Klimamodelle zu verbessern und Vorhersagen zu präzisieren. So können Wissenschaftler*innen besser abschätzen, wie sich Wetterextreme, Meeresspiegel oder Eisrückgang künftig entwickeln werden.
Doch die Expedition zeigt auch etwas anderes: Forschung allein kann den Wandel nicht aufhalten – sie kann uns nur das Wissen liefern, das Handeln möglich macht. Jede neue Erkenntnis ist ein Aufruf, Verantwortung zu übernehmen.
Die Arktis mag weit entfernt erscheinen, doch ihr Schmelzen betrifft uns alle. Denn was dort passiert, verändert das Klima überall auf der Erde.
Wer die Faszination dieser einzigartigen Forschungsreise hautnah erleben möchte, kann das ab dem 23. Oktober 2025 bis zum 3. Mai 2026 in der Klima Arena in Sinsheim.
Die Sonderausstellung „Polarstern – Expedition ins ewige Eis“ lädt dazu ein, Wissenschaft ganz unmittelbar zu erleben – mit beeindruckenden Bildern, originalen Exponaten und interaktiven Stationen.
Alle Infos zur Ausstellung in der Klima Arena findet ihr unter diesem Link:
www.klima-arena.de/sonderausstellung/polarstern-expedition-ins-ewige-eis/
Bildquelle: Michael Gutsche
[1] Vgl. https://www.ardalpha.de/wissen/umwelt/klima/klimawandel/mosaic-expedition-forscher-eis-arktis-klimawandel-polarstern-klimakrise-100.html
[2] Vgl. Poster: https://multimedia.awi.de/catalog/presse.ccf/r/53586/viewmode=infoview
[3] Vgl. https://mosaic-expedition.org/expedition/drift/
[4] Vgl. https://mosaic-expedition.org/expedition/mosaic-in-numbers/
[5] Vgl. Poster: https://multimedia.awi.de/catalog/presse.ccf/r/53586/viewmode=infoview
[6] Vgl. https://www.awi.de/im-fokus/mosaic-expedition.html
[7] Vgl. https://www.helmholtz.de/newsroom/artikel/fridtjof-nansen-auf-dem-weg-zum-nordpol/