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22.09.2023Simone Ihrig

Extensive Dachbegrünung

Wer kennt ihn nicht? Den Backofen namens Stadt im Sommer. Es scheint, als wäre es hier doppelt so heiß als anderswo und zusätzlich wirken auch noch die vielen Geräusche auf einen ein, die neben der Hitze als zusätzliche Stressoren wirken. Ganz zu schweigen von der Luftqualität. Am liebsten würde man sich alle 10 Meter unter einem Baum abkühlen. Dieser benötigt jedoch viel Aufwand und Pflege und verliert gerade im Herbst Blätter, welche von der Stadt beseitigt werden müssen. Sollte man deswegen keine Bäume pflanzen? Natürlich sollte man das trotzdem. Aber vielleicht ist das ja auch nicht die einzige Lösung um für mehr Grün in der Stadt zu sorgen. Vielleicht gibt es ja etwas, das nicht so viel Pflege benötigt und auch nicht so viele Blätter verliert?

Was ist eine extensive Dachbegrünung?

Eine Lösung könnte die extensive Dachbegrünung sein. Diese ist mit 15-40 Euro/m² nicht nur relativ günstig[1], sondern auch sehr pflegeleicht.[2] Sie zeichnet sich durch einen dünnschichtigen Aufbau von 8-15cm aus und sind nur für Wartungsgänge begehbar.[2] Gründächer können bis zu 90% des Regenwassers speichern, welches sie durch Verdunstung langsam an ihre Umgebung abgeben.[2] Dies wirkt sich positiv auf das Raumklima der darunterliegenden Wohnungen, sowie auf die Stadt an sich aus, da die Verdunstungsleistung der Pflanzen im Sommer für Kühlung sorgt.[2] Dadurch wird weniger Energie für Klimaanlagen verbraucht. Eine klimafreundliche Klimaanlage also. Doch das ist noch lange nicht alles! Das Wurzelsystem filtert und reinigt das Regenwasser nicht nur, sondern baut auch noch Schadstoffe ab.[2] Durch die große Wasserspeicherkapazität wird auch die Kanalisation entlastet, sodass es bei Starkregen zu weniger Überschwemmungen kommt.[3]

Artenvielfalt

Ein weiterer wichtiger Vorteil ist, dass extensive Dachbegrünung durch die heimischen Pflanzenmischungen zum Erhalt der Artenvielfalt beiträgt und einen ökologischen Ausgleich für Flora und Fauna darstellt.[2] In der Stadt Basel, die seit 2019 über die größte Fläche an Gründächern pro Kopf der Welt verfügt[4], wurden bei Kartierungen seltene Käferarten gefunden und Vögel bei der systematischen Nahrungssuche auf den begrünten Dächern beobachtet.[5] Auch bodenbrütende Vogelarten wie der Kiebitz wurden entdeckt, welche die begrünten Dächer als Ersatznistplatz in Anspruch genommen haben.[5]

Luft und Stabilität

Natürlich wird auch die Luftqualität verbessert, da durch die natürliche Verdunstung Staub und die darin befindlichen Schadstoffe gebunden werden.2 Der CO2- Anteil in der Luft wir ebenfalls reduziert, was der Bekämpfung des Klimawandels zugutekommt. Laut dem Bundesverband GebäudeGrün kann 1 m² extensives Dachbegrünung jährlich bis zu 1,2 kg CO2 absorbieren.[2]

Als ob das nicht schon genug Vorteile wären, halten begrünte Flachdächer auch noch länger, da der begrünte Erdaufbau die Temperaturschwankungen ausgleicht sowie vor Hagelschlag und aggressiven Abwässern schützt.[2] Vermutlich hat die Kombination aus all diesen Vorteilen dafür gesorgt, dass in der Landesbauordnung Baden-Württemberg im Jahr 2015 festgelegt wurde, dass „für neue Gebäude im Land die Pflicht der Begrünung von Dach und/oder der Fassade besteht, wenn das Grundstück selbst z. B. aufgrund dichter Bebauung nicht begrünt werden kann“.[6] Stimmen also bei Neubauten oder Sanierungen die Gebäudebeschaffungen (z.B. durch ein Flachdach), sodass eine Dachbegrünung möglich wäre, muss diese seit 2015, abgesehen von wenigen Ausnahmen, in Baden-Württemberg auch durchgenommen werden.

Wenn ihr Lust bekomme habt, schaut doch mal, was ihr bei euch im Ort begrünen könnt. Wir sind gespannt auf tolle Ideen.


[1] https://www.optigruen.de/fachthemen/extensive-dachbegruenung

[2] https://www.umweltberatung.at/dachbegruenung-vorteile-fuer-mensch-und-umwelt#:~:text=Eine%20Dachbegr%C3%BCnung%20sch%C3%BCtzt%20zudem%20vor,erh%C3%B6hten%20Abbau%20von%20Schadstoffen%20beitragen

[3] https://um.baden-wuerttemberg.de/de/presse-service/presse/pressemitteilung/pid/dachbegruenung-bleibt-teil-der-landesbauordnung

[4] https://climate-adapt.eea.europa.eu/de/metadata/case-studies/green-roofs-in-basel-switzerland-combining-mitigation-and-adaptation-measures-1?set_language=de

[5] https://www.zh.ch/content/dam/zhweb/bilder-dokumente/themen/umwelt-tiere/umweltschutz/zuercher-umweltpraxis-zup/2020/97/ZUP097_2020_A2330_DachbegruenungBasel.pdf

[6] https://www.landtag-bw.de/files/live/sites/LTBW/files/dokumente/WP17/Drucksachen/2000/17_2847_D.pdf

Simone Ihrig

Projektteam PRIO1 - Das Klima-Netzwerk

Simone ist Werkstudentin im Projektteam von PRIO1. Zurzeit studiert sie in Heidelberg Prävention und Gesundheitsförderung im dritten Semester. Hierbei lernt sie die vielfältigen Arten, wie sich unsere Umgebung auf unsere Gesundheit auswirkt, kennen. In ihrer Freizeit musiziert sie gerne und arbeitet an kreativen Ideen für Bücher und Geschichten. Die Vielfalt der Lebewesen in unserer Umwelt und unser komplexes Ökosystem faszinieren sie, weshalb sie sich für Klima- und Umweltschutz einsetzt.

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