UN-Ozeankonferenz
Vom 27.06 bis 01.07 fand in Lissabon die UN-Ozeankonferenz statt. Die Veranstaltung wurde gemeinsam von den Regierungen Portugals und Kenias ausgerichtet.
Welche Beschlüsse standen am Ende der Konferenz? Wie haben verschiedene Organisationen darauf reagiert und vor welchen Problemen stehen die Ozeane?
Diese Fragen möchte der heutige Blogbeitrag beantworten.
Die Konferenz
Auf der Konferenz, bei der mehr als 6000 Teilnehmer*innen anwesend waren, darunter 24 Staats- und Regierungschefs und über 2000 Vertreter*innen aus der Zivilgesellschaft, ging es vor allem um die Themen Überfischung, Tiefseebergbau, Verringerung des Mülls und Schutz der biologischen Vielfalt.1
Gemeinsame konkrete Beschlüsse gab es am Ende der Konferenz übrigens nicht. Laut Regina Dube vom Bundesumweltministerium war das aber auch gar nicht das Ziel. Ihr zu Folge lag der Fokus bei dieser Konferenz vor allem darauf, die internationalen Meeresschutzabkommen, die dieses Jahr noch anstehen, vorzubereiten. Fortschritte gab es bei der Konferenz aber dennoch zu vermelden. So kündigte Kolumbien die Einrichtung eines großen Meeresschutzgebiets an und die Pläne für ein Meeresschutzgebiet in der Antarktis schreiten voran.2
Für Aufsehen sorgte ein Vorstoß der Inselstaaten Palau und Fidschi. Diese fordern nämlich ein Moratorium, also einen zeitweiligen Verzicht, auf jegliche Unterwasserbergbauaktivitäten. Unterstützung für den Vorschlag kam von weiteren Staaten wie Chile, Tuvalu und sogar Frankreich.2
Expert*innen zufolge könnte der Tiefseebergbau, von dem man sich unter anderem den Zugriff auf wertvolle Rohstoffe wie Mangan, Kobalt oder Nickel verspricht, zu einer erheblichen Schädigung der wenig erforschten Tiefseeregionen führen.3
Ebenfalls für positive Resonanz sorgten Statements von Vertreter*innen der Schiffbauindustrie, der UN Maritime Organisation und der schwedischen Regierung, die erklärten, dass sie sich das Problems des Meereslärms bewusst sind und konkrete Regulierungen unterstützen.3
Trotz dieser Meldungen zeigte sich ein Bündnis verschiedener Regierungsorganisationen enttäuscht. Das Bündnis, dem unter anderem der BUND, Brot für die Welt, Deutsche Umwelthilfe e.V., WWF und weitere gehören, kritisiert, dass sich die Staaten mit den getroffenen freiwilligen Zusagen aus der Verantwortung ziehen würden. Außerdem übten sie Kritik am Fehlen von Kontrollmechanismen für die Umsetzung der Erklärung der Konferenz.3
Die Probleme unserer Ozeane
Warum sind wirksame Meeresschutzabkommen so dringend nötig? Die Gründe sind vielfältig.
Ein großes Problem ist, dass die Ozeane immer weiter versauern. Ein Forschungsprojekt des Geomar-Forschungsinstituts in Kiel konnte eine Versauerung in Tiefen über 3000m feststellen.4
Die Ozeane versauern, da sie mehr und mehr CO2 aus der Atmosphäre aufnehmen. Das Problem: Die Veränderung des pH-Werts hat katastrophale Folgen für die marinen Ökosysteme, wie die Algenbleichen vor Australien regelmäßig beweisen.
Ein weiteres Problem ist die Überfischung. Diese gefährdet nicht nur die Bestände vieler Speisefische, sondern zerstört – im Falle der Schleppnetzfischerei – Lebensräume und stellt ein Klimaproblem dar.
Bei dieser Methode zieht ein Schiff ein mit Gewichten beschwertes Netz hinter sich her, so dass dieses über den Meeresboden schleift. Auf diese Art und Weise landet neben den erwünschten Grundfischen nicht nur viel Beifang in den Netzen, sondern es werden auch Pflanzen zerstört und CO2 freigesetzt. Dieses wird freigesetzt, wenn am Meeresboden liegende organische Kohlenstoffverbindungen aufgewühlt werden.5
Ein besonders großes Problem für die Ozeane stellt der Rückgang der biologischen Vielfalt dar. Die Gründe hierfür wurden im Wesentlichen bereits aufgezählt, müssen aber noch um Verschmutzung und Überdüngung der Meere ergänzt werden. Verschärft wird dieses Problem durch die Tatsache, dass viele Arten in der Tiefsee und in den Polarmeeren noch nicht einmal erfasst wurden und unbemerkt wieder verschwinden könnten.6
Zu den weiteren Problemen der Ozeane zählen Plastikmüll, der in Form kleinster Partikel in immer mehr Lebewesen und sogar schon im Eis gefunden wurde, und steigende Wassertemperaturen.
Die Bedeutung der Ozeane
Bei all diesen Problemen kann die Frage aufkommen, warum intakte Ozeane so wichtig sind. Schließlich leben die allermeisten Menschen ja auf dem Land und nicht auf dem Wasser.
Grundsätzlich sind die Meere und ihre Bewohner per se schützenswert, ob sie nun einen Nutzen für den Mensch haben oder nicht. Dennoch haben wir Menschen auch ein großes Interesse an gesunden Ozeanen.
Die Ozeane (allen voran das so genannte Phytoplankton) produzieren mehr als 50% des Sauerstoffs in unserer Atmosphäre.6 Sie sind Nahrungsquelle und Lebensgrundlage eines großen Teils der Menschheit. Darüber hinaus mindern sie die Folgen der Klimakrise ab, indem sie 90% der zusätzlichen Wärme aufnehmen, die durch menschengemachte Emissionen entstehen.7
Einer Studie von ETH Zürich und dem Geomar in Kiel zu Folge haben die Ozeane im Zeitraum von 1994 bis 2007 31% der menschengemachten Emissionen in diesem Zeitraum aufgenommen.8 Das alles ist durch unser menschliches Handeln in Gefahr.
Wir sehen also, dass die Menschheit in direkter Weise vom Zustand der Ozeane abhängt und sich dringend für deren konsequenten Schutz einsetzen muss.
(1) UNRIC Regionales Informationszentrum der Vereinten Nationen: https://unric.org/de/040722-ozeane/
(2) Zeit.de: https://www.zeit.de/wissen/umwelt/2022-07/un-ozeankonferenz-weltmeer-umweltschutz
(3) Bund.net: https://www.bund.net/service/presse/pressemitteilungen/detail/news/staaten-entziehen-sich-der-verantwortung-bei-un-ocean-conference-einzelinitiativen-geben-hoffnungsvolle-impulse/
(4) Geomar.de: https://www.geomar.de/news/article/der-ozean-als-senke-fuer-menschgemachtes-kohlendioxid
(5) Tagesschau.de: https://www.tagesschau.de/wirtschaft/weltwirtschaft/hoffnungstraeger-blue-economy-101.html
(6) Worldoceanreview.com: https://worldoceanreview.com/de/wor-1/oekosystem/biologische-vielfalt/
(7) UN.org: https://www.un.org/en/conferences/ocean2022/about
(8) Geomar.de: https://www.geomar.de/news/article/der-ozean-als-senke-fuer-menschgemachtes-kohlendioxid