Bei der PRIO1-Berlinfahrt Anfang des Monats durfte ein Besuch des Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) selbstverständlich nicht fehlen. Das frühe Aufstehen und die lange S-Bahnfahrt von Berlin-Mitte nach Potsdam haben sich auf jeden Fall gelohnt und es konnten dank einer interessanten Führung und spannenden Austausch mit Wissenschaftler*innen spannende Eindrücke gewonnen und neues Wissen gesammelt werden.
Das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK)
Auf dem Telegrafenberg in Potsdam steht das 130 Jahre alte Gelände, auf welchem heute unter anderem das PIK sein Forschungszentrum hat. Auf diesem steht beispielsweise das Meteorologische Observatorium, welches seit seiner Fertigstellung 1892 durchgängig Wetterberichte lieferte.
Nach seiner Renovierung hat das PIK 2007 das Gebäude bezogen und aufgrund des schnellen Mitarbeitendenzuwachs 2012 einen Holzneubau daneben gebaut. Dieser wird durch die Abwärme des hauseigenen Rechencomputers1 geheizt. Weltweit arbeiten rund 400 Wissenschaftler*innen im und mit dem PIK und verbinden naturwissenschaftliche mit sozialwissenschaftlichen Forschungsansätzen, um möglichst vielseitig nach einer gerechten Klimazukunft zu suchen.
Fabian Stenzel2 und das Team der Forschungsabteilung 1 beschäftigen sich mit dem System unserer Erde in der Vergangenheit, Gegenwart und, mit Hilfe von Simulationen, in der Zukunft. Hierfür werden historische sowie aktuelle Klimadaten ausgewertet und in verschiedenen Erdsystemmodellen berechnet und veranschaulicht. Ziel ist das bessere Verständnis der Erdsystemwechselseitigkeit: Wie hängen die verschiedenen Phänomene unserer Erde zusammen? Wie bedingen sie sich gegenseitig? Welche Rolle spielt hierbei der Mensch mit seinen Handlungsentscheidungen? [2]
Zuletzt veröffentlichten Jacob Schewe und Anders Levemann aus der Forschungsabteilung 1 im September einen wissenschaftlichen Artikel zur Verschiebung der Klimazonen aufgrund des Klimawandels. Für die Sahelzone südlich der nordafrikanischen Sahara bedeutet das laut Klimasimulationen einen Anstieg der Niederschlagsmenge, so das Forschungsergebnis. [3]
Im Austausch stellte uns Fabian die verwendeten Simulationsmodelle seiner Forschungen vor. In diesen werden die Teilaspekte unserer Biosphäre, also der Ozeane, der Eisschichten, des Festlandes und der Atmosphäre, einzeln und im Zusammenspiel untersucht. Seine Forschungsschwerpunkte sind dabei die sogenannten Kipp-Punkte3 und die planetaren Grenzen.
Forschungsabteilung 3: Transformationspfade
Die Forschungsabteilung 3 Transformationspfade, so erzählte es uns Joanna Sitarz3, beschäftigt sich damit, inwiefern unsere Landwirtschaft und Energieversorgung transformiert werden muss und kann, um die Auswirkungen des Klimawandels möglichst stark zu begrenzen. Die Forschung beachtet dabei immer die Kosten-Nutzen-Verhältnisse, die planetaren Grenzen, sowie die Möglichkeiten der gemeinsamen Veränderungen. Die Forschungsergebnisse zeigen dann mögliche Wege der Veränderungen und ihre Konsequenzen auf und erläutern, welche politische Rahmenbedingungen jeweils vorhanden sein müssen, um diese auch umzusetzen.
Im Oktober letzten Jahres veröffentlichte die Forschungsabteilung 3 Transformationspfade den sogenannten Ariadne-Report. In diesem werden die verschiedenen Transformationspfade der Bereiche Verkehr, Industrie, Wärme, Energie und Treibstoff auf Deutschlands Weg zur Klimaneutralität bis 2045 aufgezeigt. [4]
Forschungsbereich 2: Klimaresilienz FutureLab – Ungleichheiten, menschliches Wohlergehen und Entwicklung
Das aus fünf Wissenschaftler*innen bestehende Kernteam des FutureLabs des zweiten Forschungsbereichs beschäftigt sich damit, inwiefern Ungleichheiten und soziale Identitäten die Umsetzung von Klimapolitiken beeinflussen. Klimapolitik bewegt sich immer, so Franziska Funke4, zwischen ökonomischer Machbarkeit und der Gesellschaft. Dabei dürfen bestehende Ungleichheiten nicht noch verschärft, und müssen von der Gesellschaft akzeptiert und angenommen werden. All das spielt sich innerhalb der generellen politischen Machbarkeit ab: „Effizienz auf dem Papier ist wertlos“ erzählt uns Franziska. Gerade bei den Maßnahmen zur Erreichung der Pariser Klimaziele. [5]
Diesen Sommer veröffentlichte Franziska mit ihrer Forschungsgruppe einen wissenschaftlichen Artikel über eine Fleischbepreisung. Das Fazit der Untersuchungen ist nicht überraschend: Fleisch ist deutlich zu billig. Bedeutet rückschließend, dass Fleischpreise zukünftig bei einer Miteinbeziehung der Umweltbelastungen der Viehzucht—also Nitratbelastungen, Zerstörung der Biodiversität, Auswirkungen auf das Tierwohl und die negativen Folgen für die menschliche Gesundheit—teurer werden müssten. [6]
Die Lücke zwischen den Zielen und der Realität
Abschließend haben sich die PRIO1-Mitglieder mit Franziska, Joanna und Fabian noch über die frustrierende Lücke zwischen den Zielen und der Realität im Klimaschutz unterhalten. Gerade als informierende Instanz liefert die Wissenschaft immer wieder Erkenntnisse und konkrete Handlungswege für die Politik, die so aber nicht immer gehört oder umgesetzt werden. Uns wurde ans Herz gelegt, als Teil der Gesellschaft weiterhin Akzeptanz und Bewusstsein zu schaffen für die Dringlichkeit der Klimakrise. Der Druck der Wissenschaft auf die Politik reiche nicht aus, hieß es. Die Gesellschaft, also du und ich, müssen ebenfalls Druck ausüben. Ist PRIO1 dafür nicht der perfekte Ansatzpunkt?
Mailin ist Werkstudentin und seit Anfang September Teil des Projektteams von PRIO1. Neben PRIO1 ist Mailin auch in ihrem letzten Bachelorjahr angekommen. In Heidelberg studiert sie Ethnologie, besonderes Interesse findet sie dabei an den verschiedenen Möglichkeiten unsere Welt wahrzunehmen und mit den Veränderungen in dieser umzugehen. Um den Kopf freizubekommen, geht sie im Sommer Rollschuhfahren und im Winter Schlittschuhlaufen und experimentiert gerne ein wenig in der Küche mit neuen Rezeptideen. Auch wenn die Auswirkungen des Klimawandels hin und da betäubend wirken, ist Mailin immer wieder fasziniert von und der Kreativität, die aus den Herausforderungen entstehen, und freut sich über das wachsende Bewusstsein in den Mehrheitsbevölkerungen, dass Vielfalt immer die Antwort ist.
Um das 1,5 Grad-Ziel bis 2030 erreichen zu können1, müssen wir die produzierte Menge an CO2-Äquivalenten2 drastisch reduzieren.Vor allem die Energieversorgung muss hier in der sogenannten Energiewende weg von den fossilen Brennstoffen und hin zu erneuerbaren Energien: Geothermie, Wasser-, Wind-, und Solarenergie! Wie funktioniert Solarenergie? Es gibt zwei Arten von Solaranlagen:Die thermische Solaranlage wandelt Sonnenlicht...
Kurz vor Ende meiner Zeit als PRIO1-Werkstudierende blicke ich auf fast ein Jahr spannender Erlebnisse, tolle Menschen, neuen Aufgaben und aufregenden Erfahrungen zurück: Meine PRIO1 Anfänge: Die Berlinfahrt Begonnen hat meine Zeit als PRIO1-Mitglied mit den organisatorischen und inhaltlichen Vorbereitungen für die Berlinfahrt.Nachdem Isabel Cademartori[1] beim PRIO1 Live Event 2022 PRIO1 nach Berlin eingeladen hat,...
Letztes Jahr haben die Vereinten Nationen sich zum Ziel gesetzt, bis nächstes Jahr ein Abkommen gegen Müllverschmutzung durch Plastik zu erstellen. Dieses soll dann für die Mitgliedstaaten rechtlich verbindlich sein.Für die zweite der insgesamt fünf geplanten Beratungen, trafen sich letzte Woche 175 Mitgliedsstaaten in Paris. [1] 3 Ansatzpunkte für weniger Plastik Die Plastikmengen weltweit sollen...
Projektträger von PRIO1 ist die Klimastiftung für Bürger. Initiatoren und Förderer sind die Dietmar Hopp Stiftung gGmbH und die Klaus Tschira Stiftung gGmbH. Der Rhein-Neckar-Kreis ist Partner von PRIO1.