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22.03.2024Simone Ihrig

Der Golfstrom

Verändert sich das Klima, verändern sich auch die Meeresströmungen. Auch der Golfstrom, der maßgeblich zum europäischen milden Klima beiträgt, ist davon betroffen. Doch zuerst einmal:

Was ist AMOC ?

Der Golfstrom ist Teil der Atlantischen Meridionalen Umwälzzirkulation bzw. aus dem Englischen Atlantic meridional overturning circulation (AMOC).[1] Diese gilt als Kippelement im globalen Klimasystem. Während der Golfstrom, als Teil der AMOC, hauptsächlich von Winden und der Erdrotation angetrieben wird, entsteht die Umwälzbewegung der AMOC aus einem fein abgestimmten Wechselspiel von Temperatur, Salzgehalt und Dichte der Wassermassen.[2] So transportiert AMOC warmes, salziges Wasser aus den Tropen zum Polarkreis, wo das Wasser dann abkühlt und aufgrund der höheren Dichte absinkt und wieder in südliche Richtung strömt.

Die Meeresströmungen transportieren Nährstoffe und Wärme in unterschiedliche Regionen der Erde und tragen damit maßgeblich zu dem milden Klima in Europa bei. Durch verstärkte Niederschläge und die Eisschmelze, die auf den Klimawandel zurückzuführen sind, gelangt immer mehr Süßwasser in das System.[3] Aufgrund der geringen Dichte des Süßwassers, hindert es das Salzwasser am Absinken und schwächt dadurch die Antriebskraft, die das Förderband vorantreiben.[4]

Niederländische Studie

Schon seit längerem wird über den Kipppunkt im AMOC bzw. Golfstrom gesprochen, der das Klima durcheinander bringen könnte. So wurde auch festgestellt, dass sich das System in seinem schwächsten Zustand seit über einem Jahrtausend befindet. So sind die Strömungen seit 1950 um 15% zurückgegangen.[3] Während in vorausgehenden Studien meistens Beobachtungsdaten ausgewertet wurden, ist die im Februar 2024 veröffentlichte Studie erstmals eine Modellstudie.

Die Forschenden in den Niederlanden haben für dieses sehr hoch aufgelöste Klimamodell über ein halbes Jahr rechnen lassen und haben gezeigt, dass die Meeresströmungen im Atlantik einen Kipppunkt haben.[5] In früheren Studien wurde die Stabilität der AMOC häufig systematisch überschätzt, weshalb unrealistisch hohe Mengen an Süßwasser dem Kreislauf zugeführt werden mussten, um einen virtuellen Zusammenbruch herbeizuführen.

In der Studie aus den Niederlanden wurden nun auch die Wechselwirkungen von Ozean, Meereis und Atmosphäre berücksichtigt. In diesem Experiment wurde die Süßwasserzufuhr über einen langen Zeitraum langsam immer weiter erhöht, was zunächst zu einer allmählichen Abschwächung der Strömungen und schließlich zu einem plötzlichen Kollaps führte. So könnte schon ein allmählicher Rückgang des Salzgehalts in weniger als 100 Jahren einen Zusammenbruch herbeiführen.[2] Wann genau es soweit sein könnte, wurde in der Studie nicht bekanntgegeben, jedoch bleibt das Risiko offen, dass es schon in diesem Jahrhundert passieren könnte.[5]

Was wären die Folgen?

In der Studie wurde errechnet, dass es auf der ganzen Nordhalbkugel durchschnittlich um bis zu 30 °C kälter werden könnte. Allerdings wurde in der Studie auch nur geschaut, was passiert, wenn die Strömung abbricht. In der Realität hätten wir auch noch eine Überlagerung mit der Klimaerwärmung, weshalb die Abkühlung nicht so stark ausfallen sollte. Dennoch kann es zu Abwandlungen von Strömungen, sowohl im Wasser, als auch in der Luft, kommen. So könnte das marine Leben im Atlantik beeinflusst werden und Extremwetterereignisse könnten sich häufen.[5] In der südlichen Hemisphäre könnte sich die Erwärmung verstärken, während sich im Amazonasgebiet die Regen- und Trockenzeiten umkehren könnten. Auch der Meeresspiegel könnte um etwa einen Meter steigen, wodurch viele Küstenregionen überschwemmt werden könnten.[3]

Fazit

AMOC spielt eine große Rolle bei der Erhaltung und Stabilisierung unseres Klimas. Es ist ein sehr komplexes System, das von vielen verschiedenen Faktoren beeinflusst wird, weshalb es schwierig ist genau vorherzusagen, ob und vor Allem wann genau es zu einem Kollaps kommen könnte. So Bedarf es weiterer und intensiver Forschung, um die möglichen Folgen mit Einbezug des Klimawandels absehen zu können. Fest steht allerdings, dass es im Falle eines Zusammenbruchs der AMOC verheerende Folgen auf das Leben im Meer und auch an Land hat. Deshalb ist es umso wichtiger den Klimawandel zu stoppen, um das Kippelement AMOC nicht zum Fall zu bringen.


[1] https://www.ardalpha.de/wissen/umwelt/klima/golfstrom-meeresstroemung-klimawandel-erwaermung-100.html

[2] https://www.n-tv.de/wissen/Wie-berechtigt-sind-die-Warnungen-vor-dem-Klima-Kollaps-article24733097.html

[3] https://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/klimawandel-forscher-warnen-vor-verheerendem-kipppunkt-bei-stroemungen-im-atlantik-a-8c5be351-b24d-4e81-9d7c-e1f80efb0c80

[4] https://www.planet-wissen.de/natur/meer/der_golfstrom/index.html

[5] https://www.mdr.de/wissen/klima/golfstrom-wie-wahrscheinlich-ist-ein-kollaps-golfstrom-schwaecher-europa-studie-kippunkt-100.html

Simone Ihrig

Projektteam PRIO1 - Das Klima-Netzwerk

Simone ist Werkstudentin im Projektteam von PRIO1. Zurzeit studiert sie in Heidelberg Prävention und Gesundheitsförderung im dritten Semester. Hierbei lernt sie die vielfältigen Arten, wie sich unsere Umgebung auf unsere Gesundheit auswirkt, kennen. In ihrer Freizeit musiziert sie gerne und arbeitet an kreativen Ideen für Bücher und Geschichten. Die Vielfalt der Lebewesen in unserer Umwelt und unser komplexes Ökosystem faszinieren sie, weshalb sie sich für Klima- und Umweltschutz einsetzt.

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